Bauernproteste

Screenshot WDR

Katja Rauschenberg, 4. September 2022

Bauernproteste in den Niederlanden und deren Ursachen 

Habt Ihr schon von den Bauernprotesten in den Niederlanden erfahren? 

Ich hatte bis vor Kurzem ein fast naives (um es freundlich auszudrücken) Bild von den Niederlanden und den Menschen dort. Alles heile Welt, alles in Butter oder besser, im Käse. 😉 
Ab und an mal eine Haschpfeife und dann wieder mit dem Rad an der nächsten Windmühle vorbei. 
Ebenso, wie die Medien mir bislang unser Nachbarland präsentiert haben. 

Umso mehr haben mich Bilder von Protesten erschreckt, die ich über diverse soziale Medien zur Kenntnis genommen habe. Weder von der Tagesschau noch den restlichen Medien habe ich davon direkt erfahren, erst als ich aktiv danach suchte, habe ich dann tatsächlich ein paar Artikel in den Mainstreammedien gefunden, die aber nur die Proteste, aber weniger deren Ursache zum Thema hatten. 

Worum geht es denn da, habe ich mich gefragt. Zunächst ist das vorgebrachte Anliegen (Senkung von Stickoxiden und Ammoniak im Boden um 50%, in Naturschutzgebieten bis zu 70% bis 2030) der Regierung: 

1) eine Umsetzung der EU-Vorgaben und eines Gerichtsurteils (schon 2019 gesprochen) 

2) in Bezug auf den Umweltschutz 

durchaus gerechtfertigt. Warum Stickoxide [1]? 

„Stickoxide sind giftig und stark gesundheitsschädlich. Sie reduzieren die Lungenfunktion und schädigen die Schleimhäute. Sie führen zu Asthma und Atembeschwerden, Husten und gereizten Augen. Die schädliche Wirkung anderer Schadstoffe, wie etwa Feinstaub, wird durch die reduzierte Immunaktivität verstärkt. Die Entwicklung von Allergien wird gefördert. In Regionen mit hoher Stickoxidbelastung wird eine Zunahme von Herz- und Kreislauferkrankungen sowie eine höhere Sterblichkeit nachgewiesen. 

Auch auf Tiere, Pflanzen und Böden haben Stickoxide eine schädliche Wirkung. Sie hemmen das Wachstum, fördern mittelbar die Übersäuerung des Bodens und haben somit Auswirkungen auf die biologische Zusammensetzung.https://www.duh.de/themen/luftqualitaet/schadstoffe/stickoxid/ 

Natürlich funktioniert ein Umstieg auf eine ökologische Arbeitsweise (also ohne Chemie) weder von heute auf morgen noch ohne finanzielle Unterstützung für die Übergangszeit. Beides ist aber in den neuen Vorgaben der Regierung nicht vorgesehen. 

Warum entzündet sich aktuell so ein massiver Protest an dem Anliegen? 

Hier ein extremes Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=xKZQK4i8-zk 

Die o.g. EU-Vorgaben gibt es schon lange – passiert ist bisher nichts (wie in Deutschland mit Strafzahlungen wegen nicht eingehaltener Vorgaben). Zur Erreichung dieses Ziel soll die Viehzucht verringert werden – Stickstoff gelangt in Form von Nitrat (Dünger) z.B. ins Grundwasser. Davon sind 40.000 bis 50.000 Betriebe (von 53.000 insgesamt) teilweise massiv betroffen. 

Die niederländischen Bauern werden nun von Ihrer eigenen Regierung vor folgende Wahl gestellt: 

1) Verkleinerung – betrifft bis zu 17.600 Betriebe, was wegen der dann oftmals folgenden Unwirtschaftlichkeit zu 2) führt 

2) Einstellung bzw. Aufgabe des Betriebs – bis zu 11.200 Landwirte betroffen

3) Enteignung, falls 1 oder 2 abgelehnt wird (das steht aber in keinem Artikel zum Thema). [3] 

Es gibt weder Übergangsfristen noch andere Alternativen als die o.g. – wie z.B Umstellung auf biologischen Betrieb, (was das Problem auch beheben könnte). 

Weil keine dieser Alternativen eine gute ist, sondern die Existenz der Landwirte bedroht, setzen sich verständlicher Weise viele von Ihnen zur Wehr: mit Protesten, Trecker-Blockaden von Supermärkten, Straßen oder Autobahnen oder Gülle vor Rathäusern. 

Dagegen nun geht die Regierung mit Polizeigewalt vor. z.T wurde scharf und gezielt geschossen [2] 

Informiert Euch bitte weiter selbst und bildet Euch dann eine Urteil über den Vorgang [3]

[1] Oder auch noch ausführlicher hier: 

Stickoxide gehörten zum Leben auf der Erde dazu, so das Medienportal. Distickstoffoxid (N2O), auch bekannt als «Lachgas» und «Whippets», ist nach Angaben der US-Umweltschutzbehörde das am dritthäufigsten vorkommende Stickoxid in der Luft. Natürliche N2O-Quellen, einschliesslich der Ozeane und des Bodens unter natürlicher Vegetation, sind für 62% des gesamten N2O verantwortlich. Stickstoffdioxid (NO2) und Stickstoffoxid (NO) sind die beiden am weitesten verbreiteten Stickoxide. Das meiste NO2 stammt aus Tabakrauch, Öfen und Heizungen. Stiffstoffoxid (NO) entsteht am häufigsten durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Ausbringung von Düngemitteln in den Boden. 

«Es stimmt, dass Stickoxid hauptsächlich in der Landwirtschaft produziert wird. Eine Studie der University of Virginia und des Organic Center aus dem Jahr 2017 ergab jedoch, dass der ökologische Landbau (d. h. die Verwendung von Gülle und Kompost als Dünger und der Verzicht auf chemische Pestizide) die neuen reaktiven Stickstoffemissionen im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft um 64% reduziert.» 

https://transition-news.org/was-steckt-hinter-dem-stickstoffplan-der-hollandischen-regierung

[2] https://www.wiwo.de/politik/ausland/bauernproteste-in-holland-bauernproteste-in-niederlanden-erste-gespraeche-mit-regierung/28483932.html 

[3] https://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/aktuelles/archiv/2021/0908_Stickstoffausstoss_Niederlande_Bauern.html

 [4] Interview mit einer deutschen Landwirtin, Club der klaren Worte
https://clubderklarenworte.de/wp-content/uploads/2022/09/Interview-Hanna-Bauer-Landwirtin-zur-aktuellen-Situation.pdf